Imperiale vs. solidarische Lebensart

Ansprache am 24. September 2021 (weltweiter Klima-Streiktag) bei der Demonstration unseres lokalen Klimabündnisses

Liebe Freunde,

dieser ganze Schlamassel, von dem wir – nicht erst heute – gehört haben und in dem wir stecken, der verdankt sich der imperialen Lebensart, die sich von Europa aus in die ganze Welt verbreitet hat. »Imperiale Lebensart« – das heißt: die Rechnung für unsere Lebensweise bezahlen die, die sich nicht wehren können. Die Menschen im globalen Süden, die künftigen Generationen, die Schwächeren hier in unserem Land und die Erde: Pflanzen, Tiere, die ganze Schöpfung. Die alle können sich ja – hat man gedacht – nicht wehren.

Aber in Wahrheit zerstört diese Denke die Basis allen Lebens. Und macht euch klar: diese imperiale Denke verdirbt auch das menschliche Miteinander, weltweit unter Völkern und Nationen, und im Kleinen bis in unsere ganz persönlichen Beziehungen hinein.

Spätestens jetzt, wo wir die Folgen zu spüren beginnen, müssen wir fundamental umdenken in unserem Verhältnis zur Erde und zu unseren Mitgeschöpfen. Die Schöpfung ist keine Anhäufung toter Materie. Sie ist ein großes Beziehungsnetz, und alles, was wir in sie hineingeben, das kommt auch wieder zu uns zurück. Manchmal auf sehr verschlungenen Wegen. Aber die Konsequenzen unseres Handelns kommen früher oder später zu uns zurück. Wenn wir glauben, wir könnten das ignorieren, dann wird auch uns die Rechnung präsentiert. Denn in Wirklichkeit funktioniert die Welt nicht mit Kampf und Ausbeutung, sondern mit Geben und Schenken. Darauf ist sie gebaut. Das steckt in ihren Genen. Beziehungsnetz! Wer auf imperiales Beutemachen setzt, fährt die Welt gegen die Wand.

Deshalb brauchen wir ein Umdenken, das tiefer geht, als bei der Wahl ein Kreuzchen fürs Klima zu machen. ABER: wenn man wählen darf, dann ist ein Kreuzchen fürs Klima doch schon mal ein guter Anfang. Damit kann man mehr CO2 vermeiden, als wenn man vier Jahre lang das Auto stehen lässt.

Imperialer Lebensstil frisst sich wie Krebs in all unsere Beziehungen hinein. Das heißt aber auch: wir können jeden Tag dazu »Nein« sagen. Auch wer nicht wählen kann. Jeden Tag »Nein« dazu. Nur – manche Tage sind wichtiger als andere. Und der Sonntag, der ist einer von diesen wichtigen Tagen. Den sollte keiner versäumen, der wählen kann. Und wer es nicht kann, der sollte zu jemand anderem sagen: Geh du hin und mach dein Kreuzchen für mich!

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