Die Ouvertüre: Jesus selbst ist die Botschaft

Auslegung von Markus 1,14-15

Jesus selbst ist der Inhalt seiner Botschaft: eine neue Lebensmöglichkeit tut sich auf – der Weg Jesu. Verlasst eure falschen Wege und ergreift diese neue Möglichkeit!

14 Nachdem aber Johannes gefangen gesetzt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Hier wird die Botschaft Jesu in ihrem Kern zusammengefasst, im Griechischen sind es 15 meist kurze Worte. Das Reich Gottes ist gekommen, weil (und indem) Jesus gekommen ist. Es geht um die neue Schöpfung, das neue Leben, das in ihm präsent ist. Nun haben Menschen die Möglichkeit, mit ihm bzw. in seinen Fußspuren auf diesem alternativen Weg zu gehen. Das Imperium ist nicht mehr alternativlos, obwohl es inzwischen global ist.

Dass diese Möglichkeit „nahe“ ist, ist nicht zeitlich zu verstehen (… es dauert nicht mehr lange, bis es so weit ist), sondern räumlich: diese neue Möglichkeit ist „mitten unter euch“, weil Jesus sie als Mensch, inkarniert, in unserer Mitte lebt. Sie ist von nun an eine reale Möglichkeit.
Die zeitliche Dimension könnte in dem Sinne mitgemeint sein, dass Jesu Weg erst von seinem Ende her wirklich zu verstehen ist. Dieser Zusammenhang wird uns noch öfter begegnen (das sogenannte „Messiasgeheimnis“).

Glauben ist die Abkehr von den bisherigen falschen Wegen und die Hinwendung zu dem neuen Leben in Jesus. Was das genau bedeutet, wird der Fortgang der Geschichte zeigen. Wir sind immer noch in der Ouvertüre. Aber hier erklingen schon einmal alle Motive, die dann im Weiteren entfaltet werden.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Pastor Sandy

    Warum hast du das „Tut Buße“ durchgestrichen? Bzw. wie würdest du es stattdesseb deuten? Nur als Leerstelle?

  2. tiefebene

    Ich habe „tut Buße“ durch „kehrt um“ ersetzt und wollte durch die Durchstreichung darauf aufmerksam machen. Ich halte „tut Buße“ für eine sinnentstellende Übersetzung, die mit ihren ganzen theologischen und mentalitätsmäßigen Folgen großen Schaden anrichtet. Sie hält – anders als Jesus – in der Vergangenheit fest, statt auf den Neuanfang zu fokussieren. Aus dem revolutionären Neuaufbruch Jesu wird die selbstquälerische Frage, ob man denn schon wirklich die Vergangenheit los ist. Solange die Fragen der Vergangenheit den Christen den Schlaf rauben, kann Cäsar ruhig schlafen. Noch etwas mehr dazu im ersten Post.

  3. pastorsandy

    Ja, ich stimme dir zu.
    Ich finde in unserer „landeskirchlichen“ Theologie (z.B. ersichtlich anhand der Liturgie) kommt jener Neuanfang zu kurz. Liturgisch sieht die Agende eher Sündenbekenntnis und Bußelemente vor, anstelle eher immer wieder einen Neuanfang mit Jesus zu thematisieren.
    Allein im Bekenntnis findet dieser Punkt vor.
    Bekehrung als Umkehr ist einfach nach wie vor nicht populär in landeskirchlichen Kreisen. Oder was ist deine Erfahrung?

  4. Walter

    Ja, genau so. Wir teilen das aber mit den meisten Freikirchen, die sich ja auch stark von der Reformation her verstehen.
    Es muss eine Linie von Augustin zur Reformation geben, die mit einem starken Misstrauen gegen Menschen, ihre Subjektivität und Spontaneität einhergeht. Man will den alten Adam bekämpfen, schlägt aber den neuen Menschen tot. Leider habe ich da in Kirchen- und Dogmengeschichte früher nicht gut genug aufgepasst.
    Aber diese Tradition ist sehr tief in unseren kirchlichen Genen verankert und lähmt uns sehr. Dabei ist sie weder biblisch noch bringt sie uns bei den Menschen besonders viel Sympathien. Man hat noch nicht mal das Gefühl, dass Theologen da wirklich hinterstehen. Eher, dass keiner was Besseres weiß. Aber wirken tut der Zusammenhang trotzdem.

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